Eine Caprice für Das Magazin im April 2013
Entlang der Silberbügel hangele ich mich durch Blusen, Kleidchen, Shirts und Pullover in den Farben Malachit, Fluorid, Mint, Farn, Moos, Light Apple, Emerald, Aqua Splash und Foliage. Man kann es auch kürzer sagen: Grün. Die fantasievollen Namen können nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich in jedem Fall um geringe Abweichungen der Farbe handelt, die mit 500 Nanometer im Lichtspektrum auf der Mitte zwischen Rot und Blau liegt. Das Neutrum. Das Grün in der Frühjahrskollektion 2013 ist ein Phänomen. Die Verkäuferin zieht eine neongrüne Bluse aus der Reihe, reibt den Baumwollstoff zwischen ihren Fingern. Das habe es in der Streetwear noch nie vorher gegeben. So ein Grün! Sie erzählt, mit welcher Begeisterung sie und ihre Kollegen im letzten Sommer die Kollektion 2013 eingekauft hätten, wie sie in all dem Grün gebadet haben. Und jetzt ist es da. Malachit oder Farn? Oder greife ich doch lieber wieder zu Rot?
Grün harmonisiert und beruhigt. Grünes Licht stärkt das Herz und entspannt die Augen. Schultafeln sind dunkelgrün, weil das die Konzentration fördert. In Wohnräumen sorgt die Farbe Grün für Behaglichkeit. Grünes Gemüse ist basisch und gesund. Der Prophet Mohammed liebte Grün. Er fand, dass das Betrachten von Grün Gottesdienst sei. Napoleon liebte Grün. In der Verbannung auf Elba ließ er sein Haus grün tapezieren. Die Tapete verströmte Arsen…