In Lehmanns Medizinischer Buchhandlung an der Charité, eine Buchhandlung, deren Regale überwiegend mit Büchern über Knochen, Muskeln und innere Organe sowie den Beschreibungen des Verfalls derselben gefüllt sind, eine Buchhandlung mit sachlich-kühler Ausstrahlung -die meisten dieser Bücher sind in frischen Farben und dem emotionslosen Ausdruck westlicher Medizin gestaltet- empfahl mir die Buchhändlerin ein schmales Taschenbuch aus der kleinen Ecke der Belletristik. „Paradies verloren“ von Cees Nooteboom ist endlich wieder ein Buch!!! Ich hatte vergessen, was Literatur vermag. Es ist lange her, dass ich mich in einem Buch verloren habe, zuletzt passierte mir das vor einigen Jahren mit „Der Eisvogel“ von Uwe Tellkamp, das ich wegen der Schönheit seiner Sprache und der Spannung nicht mehr aus der Hand legen konnte. „Paradies verloren“ von Cees Nooteboom ist die Essenz der Poesie, das Zwischen, Über, Unter und Hinter der Geschichte, das ganze Bild, die Wahrheit, die Bilder allein nicht vermitteln können, weswegen man sich mit Bildern oft so allein fühlt. Das also unterscheidet Literatur von dem, was nur Literatur sein will. Man muss es suchen. Die Poesie versteckt sich in der Menge der Bücher. Sie ist verborgen wie Gold in einem tropischen Fluss.