An jedem Samstag treffen sich die jüngsten Schauspieler der Agentur Tomorrow im Coaching-Studio im ersten Stock eines Hinterhauses in Berlin-Mitte. Es sind Sieben – bis Elfjährige. Erstaunlich, wie viele Kinder es in Berlin-Mitte gibt. Auf der Straße sieht man sie nicht. Wahrscheinlich werden sie von ihren Eltern nach der Schule in Musik – und Kampfsportschulen gefahren oder auf die Tanz-, Pantomime – und Yoga-Studios des Bezirkes verteilt.
Zum Training am Samstag kommen auch interessierte Eltern mit ihrem Nachwuchs, um zu schauen, ob das Film – oder Werbegeschäft etwas für ihre Kleinen wäre.
Der Trainer beginnt mit einer Aufwärmübung. Die Kinder stehen im Kreis. „Hau ab!“ schreit der Trainer das Mädchen links neben sich an. Die wendet sich rasch ihrem Nachbarn zu und brüllt den Satz weiter. Die „stille Post“ kracht ringsherum. Nächste Runde: „Ich hasse dich! – Sag mal, S I E H S T D U M I C H L A C H E N?“ Ein kleines Mädchen beginnt zu weinen. Sie ist an diesem Tag zum ersten Mal hier. Der Trainer schickt sie aus dem Kreis. Sie darf vom Rand aus weiter zuschauen. „Das Spiel dient der Konzentration“, erklärt er in der Pause. „Deshalb werden die Sätze, die nachgesprochen werden sollen, immer länger.“ Der Trainer ist 14 Jahre alt. Er gehört zur jugendlichen Crew der Agentur. Sein blondes Haar ist fransig aus der Stirn gegeelt. Er ist einer der Stars der Agentur. Er hat schon einige Male gedreht.
Im Keller probt eine ältere Schauspielerin mit jungen Mädchen. Auch hier geht es darum, sich möglichst aggressiv anzuschreien. „Lockerungsübungen“ nennt die Schauspielerin das. Die Jugendlichen sollen lernen, aus sich heraus zu gehen. Es wird geschrien, geboxt, später gerockt. Leise Töne kommen im Coaching an diesem Samstagvormittag nicht vor. Hier findet die Einstimmung auf Betrieb und Lärmpegel der Medien statt. Die Sensiblen, Langsamen, die schon im Sportunterricht leiden, gehen in diesem Geschäft unter.