„Alles muss in ihr System aufgenommen werden. Sonst können Sie nicht wirkliche Einfachheit erlangen.“ Gertrude Stein

Im Sommer auf Schloss Plüschow und jetzt in Torgau

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Studio fünf auf Schloss Plüschow im August 2017, als Anett Lau dort wohnte.

Ich mochte diese Klinke und den Strauß, seine zarten, grünen Blüten. In einem Foto habe ich die Klinke fokussiert, in einem anderen die Blumen. Aber dieses mit dem Fokus auf der Klinke gefällt mir besser.

Die Klinke gehört zu Studio fünf auf Schloss Plüschow, in dem die Berliner Künstlerin Anett Lau den ganzen August lang gewohnt hat. Ich durfte sie dort besuchen. Zu ihrem Studio gehörten ein Wohnraum und ein großes, helles Atelier, beide Räume mit hohen Fenstern zum drinsitzen und raus dösen. Zum Dösen hatte ich kaum Zeit. Obwohl ich wirklich gern döse. Wir haben viel geredet in dem einsamen Schloss im hügeligen Westmecklenburger Land, einen Steinwurf von der Ostsee entfernt.

Reisende am Haltepunkt Plüschow müssen dem Zugführer winken, damit er anhält. Eigentlich ist es Unsinn, von Reisenden zu sprechen. Der Bahnsteig erlaubt keinen Plural. Wer nach Plüschow kommt, kommt allein und möchte allein sein.

Einsamkeit ist das Konzept des Schlosses. Stille. Nicht unbedingt von draußen. Unweit singt der Asphalt einer Autobahn. Aber die Stille von innen. Der Verzicht auf jegliche Ablenkung. Stecker raus aus den elektrisierten Großstädten, aus denen die meisten Gäste kommen.

Schloss Plüschow wird von der Künstlerin Miro Zahra geleitet. Sie und ihr Mann haben das völlig marode Schloss in den letzten Tagen der DDR übernommen und einen Ort für Kunst daraus gemacht, eine Plattform für junge Künstler aus der ganzen Welt, deren Werke an den Wochenenden im Schloss zu besichtigen sind sowie eine Dauerausstellung über die Schloss-Geschichte.

Anett Lau beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit Ornamentik. In Studio fünf hat sie an einer Arabeske gearbeitet, für die Ausstellung „Ornament. Spurensuche in der Torgauer Stadtlandschaft“, die der Bund Bildender Künstler Leipzig e.V. kuratiert.

Am Samstag, den 7. Oktober 2017, um 14:30 Uhr, wird die Ausstellung in Torgau eröffnet. In der Einsamkeit von Schloss Plüschow hat Anett Lau auch einen virtuellen Rundgang durch die sächsische Stadt Torgau entworfen, entlang ihrer Ornamente. Über einen QR-Code kann mensch sich nun an ihrer Arabeske in der Altstadt von Torgau in den Rundgang einloggen, ihm folgen und lauschen, was die Ornamente über das städtische Leben von Torgau erzählen. Leben und Tod rungen, heißt dieses Projekt  nach einem Luther-Zitat, denn Torgau ist einer der bedeutendsten Luther-Orte in Sachsen.  http://www.lebenundtodrungen.de

In Torgau werden außerdem eine Installation von Ina Geißler, eine Intervention von Hannah Schneider und ein Objekt von Alessandra Donnarumma gezeigt.

Am Samstag, 7. Oktober, von 15-16 Uhr und am Sonntag, 8. Oktober, von 13-14 Uhr finden Führungen mit der Kunstwissenschaftlerin Heidi Stecker aus Leipzig statt.

Am Samstag, den 7. Oktober, 18 Uhr, unternimmt Anett Lau einen öffentlichen Rundgang entlang ihrer ornamentalen Stationen.

Die Ausstellung „Ornament. Spurensuche in der Torgauer Stadtlandschaft.“ läuft noch bis Dezember 2017.

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Schloss Plüschow im August 2017

„Künstlerische Tätigkeit hat nichts mit Selbstfindung oder Meditation zu tun. Sie ist ein Stück harter Arbeit. Künstlerisches Handeln ist von einer enormen geistigen, wie auch körperlichen Anstrengung geprägt. Das künstlerische Arbeiten bedeutet, sich auf Prozesse des Erkenntnisgewinns, des stetigen in Fragestellens und des Zweifelns als Methode einzulassen.“ Miro Zahra

 

 

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